Hanebüchene Prophezeiungen zur Weltwirtschaftskrise

Besprochen von Bastian Buchtaleck

  • BÖCKL, Manfred: Vom Stachel ihrer Gier werden sie getötet. Prophezeiungen zur Weltwirtschaftskrise und ihren möglichen katastrophalen Folgen. SüdOst Verlag, München 2010. ISBN 978-3-89682-186-7 Pick It!.

Was kann schon dabei herauskommen, wenn Propheten, Tempelritter und Visionäre gemeinsam mit Druiden, Paranormalen und einem präkognitiv veranlagten Bauern aus dem Waldviertel zitiert werden, um „eiskalte Feinde der Humanität“ ihres Tuns zu überführen? Genau dies macht der Autor Manfred Böckl in seinem Buch „Vom Stachel ihrer Gier werden sie getötet“, in dem er auf 144 Seiten „Prophezeiungen zur Weltwirtschaftskrise und ihren möglichen katastrophalen Folgen“ präsentiert.
Katastrophal ist einzig das Buch. Böckl verschlagwortet aktuell existierende Groß-Probleme – Finanzkrise, Umweltzerstörung, Terrorismus – auf peinlichste Art und Weise. „Unendlich geldgierige Konzernbosse“, „verantwortungslose Finanzabenteurer“ und „skrupellose Profitmaximierer“ sollen die eiskalten Feinde der Humanität sein. Sie stehen bei Böckl für „brutalen Neokapitalismus“ und fachen „hemmungslosen Konsumwahn“ an, der schließlich in der Zerstörung der Welt mündet.
Böckls Buch ist mit sprachlichen Plattitüden gespickt, die sich in die Argumentationsweise fortsetzen: Jeder Sachverhalt, der dem Autor nicht zusagt, seien es Handys, Computerspiele, Politiker oder Banken, ist menschenverachtend. Dass er sich dabei auf solch zweifelhafte Quellen wie Propheten, präkognitive Bauern oder britannische Druiden stützt, macht es nicht besser. Zum Beispiel erzählt eine Vision aus dem frühen Mittelalter von einer Eule, die einen Esel ausbrütet, der von einer Schlange großgezogen wird und schließlich die Krone aufgesetzt bekommt. Böckl „interpretiert“ diese Vision auf seine Weise: „In der Schlange und im Esel werden die machthungrigen, neokapitalistischen Zerstörer der Menschlichkeit, des Anstandes und auch der Natur kenntlich.“ An anderer Stelle warnt ein Visionär vor Handy- und Computerstrahlung und verweist auf seine deutlichen Kopfschmerzen, die er davon bekommen habe. Zum Schutz baute er sich eine Blockhütte, die die Strahlung abfängt.
Vielleicht könnte man über die dreiste Dummheit schmunzeln, mit der Böckl nichtssagende Weissagungen als Wahrheiten verkauft und gegen eine graue Masse der Nutznießer des Kapitalismus wettert. Aber wenn er von „nichteuropäischen Immigranten“ schreibt, „die sich der Integration vielfach verweigern und deren Gewaltbereitschaft in letzter Zeit beträchtlich gewachsen ist“, hört der Spaß auf.
Weder mit seiner antiquierten Sprache, der 80er Jahre Umschlaggestaltung oder dem hanebüchenen Inhalt verdient „Vom Stachel ihrer Gier werden sie getötet“ irgendwelche Sympathien. Vielleicht kann sich Manfred Böckl irgendwann vor jenen als Wunderheiler der modernen Gesellschaft bezeichnen, die an Propheten, Visionäre und Tempelritter glauben. Wahrscheinlicher und wünschenswert ist jedoch, dass weder er noch sein Buch von den Menschen wahrgenommen werden.

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Michael Moore zum Dritten. Kay Sokolowsky wird dem Filmemacher, Volksheld und Staatsfeind gerecht

Besprochenvon Leif Allendorf

Die Schilderung von Michael Moores Weg vom „Profischnorrer“ zum Weltstar ist so kurzweilig wie die Filme Michael Moores. Allerdings wird nicht verschwiegen, wie der Dokumentarstreifen „Roger & Me“ die Fakten auch mal zurechtbog. So wird der Niedergang von Moores Heimatkaff namens Flint auf drei Jahre reduziert, wo es sich in Wirklichkeit um eine Entwicklung über mindestens zehn Jahre handelte. Künstlerische Freiheit? Nun, da der Untergang von Flint direkt in Verbindung einer Massenentlassung von General Motors gebracht wird, macht Moore sich mit solchen Mogeleien unnötig angreifbar.

 

Sokolowsky stutzt den „letzten Linken“ auf einen „nordamerikanischen Norbert Blüm“ mit einer „Lightversion von Kapitalismuskritik“ zurecht – ohne ihn allerdings zu denunzieren, wie es der Spiegel plötzlich tat. Das so genannte Nachrichtenmagazin rümpfte auf einmal die Nase darüber, dass Michael Moore seit seinem Welterfolg reich ist. Es handelt sich um die gleiche Masche, die vom bürgerlichen Mainstram gegen Leute wie Lafontaine ins Feld geführt wird. Dem sozial engagierten wird sein Wohlstand als Doppelmoral vorgehalten. Darf ein reicher Mann sich nicht sozial engagieren? Warum kritisieren diese Kritiker nicht lieber die Reichen, denen soziale Probleme egal sind?

Bedenklicher ist wohl Moores Israelfeindlichkeit. Aber Kay Sokolowsky kann plausibel machen, dass es sich dabei nicht um Antisemitismus sondern um jene – in der Linken ja weit verbreitete – Palästinernser-Tuch-Romantik handelt, die in dem mörderischen Bürgerkrieg die eine Seite nur als Opfer sieht.

„Wäre Michael Moore bei seiner Eroberung Deutschlands von der Unterstützung der hiesigen Medien abhängig gewesen, er hätte bei seinen Auftritten keine Uni-Buchhandlung gefüllt“, resümiert Sokolowsky die Titelzeilen von FAZ und Spiegel. Dort versuchte man ihn lange als Politclown und Windbeutel abzutun, wie der Autor belegt. Die Presse sei dem Ruhm, zu dem sie nicht beigetragen hatte, „nachgegeifert“.

Im Moment ist es still geworden um den Berufsquerulanten. Aber dabei bleibt es bestimmt nicht. Immerhin ist Moores Erzfeind George W. Bush noch im Amt und begeht einen Fehler nach dem anderen. Auf Moores Webseite verspricht man, ihn nicht davonkommen zu lassen: „Wir werden nicht aufgeben, und wir wissen, dass ihr es auch nicht tut.“

 

 

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