Über „Alles dreht sich um nichts (Kurz-Prosa)“ von Roland Lampe

Besprochen von Ronald Klein

  • LAMPE, Roland: Alles dreht sich um nichts : Kurzprosa. Erata-Literaturverl., Leipzig 2008. ISBN 978-3-86660-049-2.

Man möchte an Nietzsche denken. Den großen Sucher. Als Nihilist verkannt. Es sei leichter etwas zu verneinen, konstatierte er. Auch Lampe verneint: „Seine Sinne sind erfroren, sein Körper ist ein Eiszapfen, / und wenn er den Mund aufmacht, schneit es“, heißt es gleich im Auftakt, passend „Gleichgültigkeit“ betitelt. Doch das Abwehrende, Resignierte bedeutet nur eine Facette im unheimlich spannungsreichen Dramaturgiebogen, der aufs minimalsten reduzierten Prosa. Lampe erzählt u.a. von der verstörenden Dominanz eines übermächtigen Vaterbildes, von der Endstation Pflegeheim, von der Introvertiertheit der Paare, deren Schweigen zur emotionalen Nekrose mutiert. Jeder Satz, jedes Wort passend genau. Stellenweise an Kafkas ultra verkürzte Prosa („z.B. „Die Bäume“) erinnernd, hat der Berliner Autor längst seinen eigenen sprachlichen und ikonographischen Kosmos erschaffen. Ein Band, der trotz der wenigen Worte lange zu begeistern weiß.