Über „Eine Insel im Mond“ von William Blake

Besprochen von Ronald Klein

  • BLAKE, William: Eine Insel im Mond. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2007. ISBN 978-3-88221-899-2. Aus dem Englischen von Gernot Krämer und Jan Weinert. Mit einem Nachwort von Gernot Krämer. Mit Illustrationen von Horst Hussel.

Der 1757 in London geborene William Blake arbeitete als Zeichner, Maler, Kupferstecher und Autor, der seine aufwendig hergestellten Bücher, die in Kleinstauflage erschienen, selbst kolorierte. Blake galt als Visionär, der mit seinen progressiven Auffassungen das England des 18. Jahrhunderts irritierte. So negierte er nicht nur die Auffassung von der Ungleichheit der menschlichen Rassen, sondern kritisierte ebenso die Benachteiligung der Frauen. Im institutionalisierten christlichen Glauben sah er eine Geißel der Menschheit und die Priester als Hüter einer pervertierten Religion. Der Weg zu Gott könne nur über die Kunst erfolgen. Blakes Bedeutung erschloss sich erst im 20. Jahrhundert. In Großbritannien längst als Schulstoff etabliert, förderte in Deutschland erst Jim Jarmuschs Meisterwerk „Dead Man“ (1996) die breitere Rezeption des englischen Multi-Genies. Nach Kai Grehns großartiger Übersetzung von „The Marriage of Heaven and Hell“ (1998), einem der bekannteren Werke, liegt mit „Eine Insel im Mond“, pünktlich zum 250. Geburtstag Blakes, die Veröffentlichung eines bisher weitgehend unbekannten Fragments vor. Der Prosa-Text, der ebenso lyrische Einsprengsel enthält, entfacht ein Feuerwerk der Absurdität. Die Protagonisten heißen u.a. „Leicht entzündliches Gas“, „Stumpfer Winkel“ oder „Etruskische Säule“ und entspinnen ein philosophisches Streitgespräch. Die humoristische Seite Blakes spielte in der bisherigen Rezeption eine bisher untergeordnete Rolle. So gilt auch als unklar, ob der Text, der plötzlich abbricht, jemals für eine Veröffentlichung geplant war. Die zweisprachige Ausgabe enthält ein Nachwort des Übersetzers, der die (ursprünglich antike) Tradition des Textes erläutert: „Bevorzugter Gegenstand der Menippeischen Satire ist die Verspottung jenes Dünkels, den die Kyniker den Akademie-Philosophen und ihren diversen Schulen unterstellten, bzw. die Parodie des philosophischen Diskurses überhaupt.“