Über „Sintemalen“ von Elisabeth Altenweger

Besprochenvon Claudia Wiedelmann

  • ALTENWEGER, Elisabeth: Sintemalen. Roman. Trafo-Verlag, Berlin 2006. (Edition Obst & Ohlerich). ISBN 3-89626-569-5.

Auf den ersten Blick scheint es ein einfach gestricktes Buch zu sein: Eine Frau zieht mit ihrer Familie in einen neuen Ort und begegnet dort ihrer Vergangenheit. Susanna steht mitten im Leben. Sie ist glücklich liiert und hat mit ihrem Lebensgefährten zusammen zwei Töchter. Sie beschließt, mit der Familie von der Stadt aufs Land in ein Eigenheim zu ziehen. Doch die kleinen, banalen Ereignisse, die Susanna dort widerfahren, werden zunehmend bedrohlich. Zunächst ist da ein aufdringlicher Gemeindepfarrer, der der neuen Nachbarin Avancen macht. Als dann auch noch ehemalige Mitglieder des so genannten „Brüdervereins“, eine sektenähnliche Gemeinschaft, in der Susanna aufgewachsen ist, in dem Dorf ein neues Zentrum gründen, wird Susanna erneut in den Bann der radikalen Glaubensgemeinschaft gezogen.
Der Erzähler der Geschichte ist ganz nah dran an Susanna. Das Buch „Sintemalen“ ist zwar in der dritten Person geschrieben, doch der Leser bekommt nur die Gefühle und Gedanken von Susanna mitgeteilt. Es ist fast so, als sei der Leser ein Teil von Susanna. Er sieht die Welt nur durch ihre Augen, rechtfertigt Ereignisse nur mit ihren Argumenten. Damit gelingt es Elisabeth Altenweger, dem Leser begreiflich zu machen, welchen Versuchungen Susanna ausgesetzt ist. Mit jedem Tag muss sich Susanna stärker mit sich und ihrer Einstellung zu ihrer Vergangenheit und ihrem Glauben auseinandersetzen. Der Leser nimmt teil an ihrer Verwirrung und ihrer Verzweiflung. „Sintemalen“ ist ein einfühlsamer Roman, der die sogähnliche Wirkung von religiösem Fanatismus schildert, ein brandaktueller Beitrag zur aktuellen Debatte um Fundamentalismus.

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