von Bastian Buchtaleck
- The Boss Hoss: Stallion Batallion. 2007.
Musikalisch sind „The Boss Hoss“ schon immer ihren eigenen Weg gegangen. Wollte man sie anfänglich milde belächeln – eine deutsche Band, die Country spielt und dabei bekannte Pop-Songs covert – beweisen sie mit den 19 Tracks ihres dritten Albums „Stallion Batallion“, dass es hierzulande eine echte Sehnsucht nach punkigem Country-Rock gibt. Während sie in ihren ersten beiden Alben hauptsächlich andere Songs nachspielten, legen sie im aktuellen Album mehrere eigene Kompositionen vor, die längst mit den Cover-Versionen mithalten können.
Schon das Titellied „Stallion Batallion“ klingt nach dem wüsten Genremix von Country, Rock’n’Roll und Punk, der die Berliner Band auszeichnet. Die sieben Musiker spielen sowohl Instrumente, die man klassischerweise dem Country zuordnen würde, wie das Waschbrett oder die Mundharmonika, als auch elektrische Rock-Gitarren. Man kennt auch den nasal-erzählenden Tonfall von typischen Country-Sängern. Die Sänger der Band Boss Burns und Hoss Power treffen diesen Tonfall sehr gut und lassen zugleich die kratzige Kehle des Rock deutlich anklingen.
Reinhörtipps sind die Lieder „High“ und „José and Myling“. „High“ würde textlich einer Reggae-Band viel besser zu Gesicht stehen, da in diesem Lied ironisch-lustvoll die Wirkung von Marihuana besungen wird. Darin heißt es, so viele Dinge seien zu erledigen – „But I’m high – and it’s the best thing I ever had“ – Dinge, die dann liegen bleiben. Die bei „José and Myling“ erzählte Geschichte ist genauso wild, wie die Musik. Zumindest dem Namen nach kommen Jo?e und Myling aus zwei Kulturkreisen und doch finden sie als Paar zusammen, genau wie die Musik verschiedene Genres vereint.
Bezeichnend für die unerschrockene Haltung ist auch das Cover des electroclash Songs „Gay Bar“ der Performance-Sängerin Peaches. Eigentlich eignet sich dieser Song gar nicht für Country-Musik, doch genau das zeichnet „The Boss Hoss“ aus. Ihre Cover-Versionen leben weniger von den bekannten Vorbildern und mehr von dem Boss-Hoss-Sound. Gerade darin liegt die Stärke der Band: Was sie auch tun und spielen, ihr Stil, dieser anarchische Genremix, ist unverkennbar.
Mit „Stallion Batallion“ ist „The Boss Hoss“ ein sehr gutes Album gelungen und die Mischung aus elf Eigenkompositionen und acht Cover-Songs birgt Abwechslung. Es ist nicht nur für Country-Fans interessant, sondern eine Bereicherung für jede Party. Letztlich haben sie sich Boss Hoss – um es mit einer Übertreibung zu sagen – nicht dem Publikumsgeschmack angepasst, sondern sich ihre Hörer geschaffen. In diesem Sinne: Höre das Album, entdecke deinen inneren Cowboy – auf die Pferde, an die Stromgitarren, fertig, los!