Gae Bolg „Requiem“

Besprochen von Ronald Klein

Bereits mit dem Vorgänger-Album „Aucassin et Nicolette”, einer Literatur-Vertonung aus dem 13.Jahrhundert, bewies der ehemalige Sol Invictus-Trompeter Eric Roger, dass seine Interpretation mittelalterlicher Musik nichts mit dem Gothic-Crossover-Rummelplatz-Kitsch der üblichen Verdächtigen zu tun hat. Die Totenlieder der aktuellen Veröffentlichung sind den verstorbenen Freunden und Verwandten Rogers gewidmet. Vom einstigen Bombast früherer Gae-Bolg-Werke ist wenig geblieben. Selbst die Trompete muss auf den dritten Titel („Lacrymosa“) warten, um endlich zum Einsatz zu kommen. Ansonsten finden Bläser und Schlaginstrumente nur noch sehr akzentuiert Verwendung. Statt dessen dominiert die Orgel und verleiht den sakral arrangierten Liedern die für das Album typische Färbung. Dazu gesellen sich Chöre, die bisweilen im Kanon agieren. Die andächtige Atmosphäre wird gen Ende durch einen Song gebrochen, der ausgerechnet „Totentanz“ heißt. – Es klingt als wäre die Trauer überwunden und die Lebenden zelebrieren ein ausgelassenen Fest in Einklang mit der Erinnerung an die Toten. Ohne Frage, Gae Bolg gelang erneut ein Album, das mit bisherigen Hörgewohnheiten bricht, aber in seiner Melancholie und Kirchenmusik-Instrumentierung Kompositionen erschafft, die eine dunkle und zeitlose Schönheit besitzen.