P.D. James – Der Tod kommt nach Pemberley

Besprochen von Pia Klein

  • P.D. James: Der Tod kommt nach Pemberley. Kriminalroman. Droemer 2013. 384 Seiten, 19,99 Euro.

Die bekannte Krimiautorin P.D. James wagt sich an daran, „Stolz und Vorurteil“, den Klassiker von  Jane Austen, weiterzuschreiben. Ein Unterfangen, welches bekanntermaßen nicht im Sinne Austens gewesen wäre, hat die doch in ihrem Roman „Northanger Abbey“ unmissverständlich klargemacht, dass sie von Schauergeschichten überhaupt nichts hält. Dennoch kommt bei James der Tod nach Pemberley.

Einige Jahre sind vergangen, seit die Schwestern Elizabeth und Jane Bennet einen Mann fürs Leben gefunden haben. Während eines stürmischen Herbstes steht der alljährliche Ball Lady Annes vor der Tür, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Plötzlich fallen Schüsse im Wald. Die Jüngste der Bennet-Schwestern, Lydia, erleidet einen Nervenzusammenbruch. Es gibt einen Toten, und jemand muss ins Gefängnis. Es bleiben Fragen: War es Wickhams Schuld? Was stimmt nicht mit dem Haus im Wald? Wen wird Darcys Schwester  Giorgiana heiraten? Und welches Geheimnis haben die Eheleute Lizzy und Mr. Darcy vor einander? Es gibt viele Indizien, aber Beweise leider keine. Nur wer die Lektüre bis zum letzten Kapitel durchhält, bekommt die Antworten.

Die Autorin beginnt mit einer Zusammenfassung für Nicht-Austen-Kenner, bei der die moderne Krimiautorin wunderbar den Ton ihres Vorbildes trifft. Die dann folgende Krimigeschichte aber entwickelt sich enttäuschend. Zunächst hat man den Eindruck, Lizzy würde sich wie Miss Marple auf die Suche nach dem Mörder machen, der ihr kleines Paradies in Gefahr bringt. Doch stattdessen wird die Gedankenwelt ihres Gatten, Mr. Darcy, ausgebreitet. Schließlich liegt die Lösung des Rätsels bei der Herkunft eines unehelichen Kindes, das bei den Protagonisten des Jane Austen-Romans „Emma“ ein neues Zuhause findet.

P.D. James ist sichtlich bemüht, den Stil des großen Vorbilds zu erreichen. Dies gelingt ihr aber nur zu Beginn des Romans. Was dann folgt, sind Verwicklungen, die den Leser seltsam unberührt lassen, weil es ihr nicht gelingt, das Seelenleben ihrer Figuren glaubhaft zu schildern. Die Charaktere sind zwar zahlreich, aber farblos. Insgesamt funktioniert „Der Tod kommt nach Pemberley“ weder als Krimi noch als Fortsetzung eines Klassikers.

Paulette – Eine raubeinige Krimikomödie nach einer wahren Geschichte

Besprochen von Pia Klein

  • Paulette. Frankreich 2012. 87 Min. Regie: Jérôme Enrico. Mit Bernadette Lafont, Carmen Maura, Dominique Lavanant.

Die alte Paulette lebt in einem der berüchtigten Pariser Banlieues. Früher betrieb sie mit ihrem Mann ein Café. Nun ist der Mann gestorben. Das Café ist von Asiaten aufgekauft worden. Die Rente reicht hinten und vorne nicht. Paulette weiß sich aber mit Erfindungsreichtum und Schätzen aus den Müllcontainern zu helfen. Bis sie ihre Rechnungen nicht mehr zahlen kann und ihre komplette Wohnungseinrichtung gepfändet wird. In ihrer Verzweiflung eifert die alte Dame schließlich den Halbstarken im Viertel nach und wird eine Hasch-Dealerin. Darin ist sie bald so erfolgreich, dass sie den professionellen Drogenhändlern zur missliebigen Konkurrentin wird.

Die Ausländer haben ihr alles weggenommen. Darüber klagt sie bei ihrem Beichtvater, der zwar schwarz ist, es aber Paulette zufolge verdient hätte weiß zu sein. Schwarz ist auch der Mann, den ihre Tochter geheiratet hat. Doch der ist praktischerweise Polizist. Was liegt da näher, den Schwiegersohn auf dem Revier zu besuchen und ihm die Geheimnisse der Drogenfahndung zu entlocken? Ein brutaler Kontrast zum schwarzen Humor des Films ergibt sich, als Paulette von konkurrierenden Dealern zusammengeschlagen wird. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass Regisseur Jérôme Enrico eine wahre Begebenheit erzählt. Das Ende kommt dennoch sehr aufgesetzt daher. Die neue Bilderbuchfamilie verkauft Haschkekse in Holland – ganz legal. Warum kauft die raffinierte Alte mit dem Geld aus der Dealerei nicht ihr Café von den Asiaten zurück?
Bernadette Lafont spielt die Charaktere der Paulette wunderbar griesgrämig überzeugend und ist die eigentliche Attraktion des Films. Ein würdiger Abschluss der Filmkarriere der im Juli 2013 im Alter von 74 Jahren verstorbenen Schauspielerin.