„Der Duft von Lavendel“

Besprochenvon Camille Buscot

  • Der Duft von Lavendel, Regie und Buch: Charles Dance. Produktion: Großbritannien 2004, Laufzeit: ca. 100 Minuten.

Ein älterer Mann verliebt sich in eine junge Frau. Nichts Untypisches. Doch was, wenn sich eine in die Jahre gekommene Frau in eine jungen Mann verliebt?

Die zwei alten Schwestern, Ursula und Janet (gespielt von Judi Dench und Maggie Smith) leben in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg in einem idyllischen Haus direkt an der Küste von Cornwall. Nach einem Sturm wird ein junger Pole namens Andrzej an den Strand gespült. Die beiden Damen nehmen sich seiner an und pflegen ihn. Trotz der anfänglichen Verständigungsprobleme entwickelt sich eine tiefe familiäre Beziehung zwischen Andrzej und den Schwestern. Der junge Mann bringt Leben in den Alltag der alten Damen, Ursula verliebt sich sogar in Andrzej.
Nach und nach erinnert sich Andrzej an seine Liebe zur Musik und zum Geigenspiel. Als die junge attraktive Malerin Olga von dem Talent Andrzejs hört und ihn fördern möchte, wird Ursula eifersüchtig.

Diese Geschichte, die auf einer Kurzgeschichte von William John Locke beruht, könnte an sich sehr interessant sein, denn die Liebe einer älteren Frau zu einem jungen Mann wird sonst nur selten in Filmen angesprochen.
Doch bleibt in dieser Darstellung das Dramaturgische hinter dem Visuellen zurück. Wie so oft bei britischen Filmen ist der Film geprägt von schönen Landschaftsaufnahmen in weichen Farben und schöner (jedoch nicht besonders origineller) Musik, die der prominente Geiger Joshua Bell eigens für diesen Film komponiert hat. Die Handlung bleibt inhaltlich ziemlich flach und zieht sich in die Länge. Dies liegt leider auch an Daniel Brühl, der hier den begabten Gestrandeten lustlos an der Grenze zum Klischee spielt.
Zum Glück können die anderen Schauspieler das wiedergutmachen. Allen voran die beiden berühmten britischen Schauspielerinnen Judi Dench und Maggie Smith, die durch ihre sensible und facettenreiche Spielweise die Beziehung der beiden Schwestern und den Umgang mit der Eifersucht Ursulas sehr gut darstellen und damit den Film aufwerten. Die energische Haushälterin (sehr gut gespielt von Miriam Margolyes, bekannt aus Harry Potter) sorgt für eine Prise des berühmten britischen schwarzen Humors.

Der Duft von Lavendel ist die erste Regie- und Drehbucharbeit von Charles Dance, der bis dahin nur als Schauspieler tätig war (unter anderem Nebenrollen in „James Bond“-Filmen, „Phantom der Oper“ und „Swimming Pool“). Doch leider schafft er es trotz sehr guter Schauspielern nicht, die Geschichte mit ausreichend Tiefe zu erzählen.

Es ist wunderbar, Maggie Smith und Judi Dench zusammen in einem Film zu sehen, doch wird ihnen „Der Duft von Lavendel“ leider nicht gerecht.